Friday 14 October 2016

ROCK im Ländle: Michael Moraveks PLANEAUSTERS

Vom Bodensee in die USA

Mit seiner Rockgruppe Planeausters hat Michael Moravek ein Album in Chicago aufgenommen


cw. Als Rockmusiker kommt man weit herum: New York, Chicago, St. Louis, Rottendam und Dublin lauteten nur ein paar der Stationen der letzten Jahre, an denen der Ravensburger Gitarrist, Sänger und Songwriter Michael Moravek musikalisch tätig war, ob im Studio, bei Konzerten oder auf Tourneen. Seine musikalische Plattform ist die Formation Planeausters, ein Indie-Rock-Trio, das Moravek vor 16 Jahren mit dem Bassgitarristen William Bruce Kollmar und dem Schlagzeuger Per Ceurremans aus der Taufe hob.

Moraveks musikalische Erweckung liegt lange zurück. Als junger Teenager in Balingen hörte er eines Tages Bob Dylan im Radio und war derart fasziniert, dass er selbst mit dem Musikmachen anfing. Er tauchte in die Liederwelt von Bob Dylan ein, sang dessen Songs, fing aber auch bald an, eigenen Lieder zu schreiben. Um sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, gründete er die Gruppe The Blindboy, die sich zu einer der besten Folkrockgruppen Südwestdeutschlands entwickelten. Drei Schallplatten entstanden.

Kurz vor der Jahrtausendwende beschlich Moravek allerdings das Gefühl, dass die Band stagnierte: “Ich brauchte eine kreative Veränderung, neue Impulse,” erinnert sich der Musiker. “Also haben wir zu dritt weitergemacht.”

Planeausters war geboren. Mit ihren schnörkellosen entspannten Rocksongs traten die drei im In- und Ausland auf, trafen Musikkollegen und knüpften Kontakte. Eine engere Freundschaft entstand mit der amerikanischen Band The Great Crusades, die Moravek und die Planeausters zu gemeinsamen Tourneen in die USA einluden. Einer der Crusades-Musiker arbeitete in Chicago in einem Tonstudio, und Moravek ergriff die Gelegenheit. “Das Studio lag in einem Problemviertel in der Nähe des Humboldt-Parks mit hoher Arbeitslosigkeit und Kriminalität. Es war ein einfacher Backsteinbau mit Eisentür, aber dahinter verbarg sich ein musikalisches Kleinod,” schwärmt Moravek noch heute. ”Es war toll in einem Studio aufzunehmen, wo viele schwarze Bluesmusiker ihre Schallplatten gemacht hatten. Die Aufnahme verlief total professionell, und meine Stimme hat noch nie so gut geklungen.” Wie sich herausstellte, gehörte das Tonstudio Blaise Barton, einem Musiker, der schon mit Bob Dylan gearbeitet hatte. Für Moravek schloß sich damit ein Kreis.

Wieder daheim in Ravensburg traf eines Tages eine Email ein, die elektrisierte: Sie stammte von Mike Scott, Chef der irischen Rockgruppe The Waterboys. Scott hatte erfahren, dass Moravek einen seiner Songs namens “Red Army Blues” gecovert hatte und war neugierig auf dessen Version. So entstand ein Kontakt nach Irland, der bis heute besteht. Beeindruckt von der Band vom Bodensee, heuerte Scott bald darauf die Planeausters als Vorgruppe für eine Deutschlandtournee an. “Wir treffen uns gelegentlich bei Konzerten, tauschen Gedanken und musikalische Ideen aus,” erzählt Moravek. “Daraus hat sich eine Freundschaft vor allem mit Steve Wickham ergeben, dem Geiger der Waterboys, der schon mit U2, Elvis Costello und den Hothouse Flowers gearbeitet hat.”

Nach der Veröffentlichung der aktuellen Planeausters-CD (Titel: Humboldt-Park) hat Moravek gerade ein Soloalbum in Arbeit. Es wurde ebenfalls im Studio in Chicago eingespielt und bringt vielleicht Moraveks folkigere Seite wieder mehr zum Vorschein. Es soll im Januar erscheinen. Man darf gespannt sein.

Der Artikel erschien zuerst im Schwarzwälder Bote, große Tageszeitung im Südwesten
  

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