Saturday 14 June 2014

30 Jahre JAZZCLUB TÜBINGEN

Kluger Schachzug

Mit einer Vielfalt von Musik feierte der Tübinger Jazzclub 30. Geburtstag


cw. Zupackender Swing neben kammermusikalischen Tönen, erdiger New Orleans-Jazz neben Funk und Blues – mit mehr als einem halben Dutzend Bands und einer Vielfalt von Stilrichtungen beging der Jazzclub Tübingen seinen 30. Geburtstag. Das kleine Jubiläums-Festival präsentierte die Crème der Tübinger Szene und bewies, dass in der Universitätsstadt am Neckar viel hochkarätiger Jazz zu Hause ist.

Nicht nur die Musiker und das Publikum spielten mit – auch das Wetter. Bei hochsommerlichen Temperaturen feierten die Tübinger Jazzer mit Hunderten von Zuhörern ihre dreißigste Geburtstagsparty mit viel Sonnenschein und guter Laune. Sonst meistens in der Tiefe des Tübinger Jazzkellers versteckt, war diesmal der Südwestrundfunk Gastgeber, dessen Landesstudio-Areal auf dem Österberg als Austragungsort diente. Umlagert von Bierbänken, fanden die eher extrovertierten Auftritte auf einer Bühne im Freien statt, während die delikateren Darbietungen im Foyer und im Hörspielstudio des SWR-Gebäudes über die Bühne gingen.

Ein Urgestein des modernen Jazz und ein Häuptling der Tübinger Szene ist Dizzy Krisch, der gleich zwei Mal zum Zuge kam: Die Formation “Special Delivery” des Vibraphonisten - mit erstklassigen Musikern besetzt - bot herzhaften Swing und beeindruckende Improvisationen, während sich Krisch im Duo mit dem Pianisten Thilo Wagner eher als Feingeist erwies, dessen Filzschlegel nicht weniger rasant über die Metallstäbe des Vibraphons sausten als die Finger seines Partners über die Tasten des Flügels. Dem Sohn des Altmeisters, dem Pianisten Anselm Krisch, blieb es mit seinem Trio Flüstertüte vorbehalten, zeitgenössischere Töne anzuschlagen, die jedoch sehr geordnet und diszipliniert, ja fast brav daherkamen. Das Programm aus Fusion, Hiphop und groove-orientiertem Funk kam bei dem generell schon etwas angegrauten Publikum genauso gut an wie die Retro-Nummern der Alten.

Flüstertüte
 
Dazwischen bot die amerikanische Jazzsängerin Jane Rudnick, die seit langem in Tübingen lebt, mit ihrem Quartett ein Programm, das Songs der amerikanischen Singer-Songwriterin Joni Mitchell neu interpretierte, was sich als kluger Schachzug erwies. Mitchell hatte als Folkpopsängerin in den späten sechziger Jahre begonnen, um sich im Laufe ihrer Karriere immer mehr in Richtung Jazz zu bewegen. Hier knüpfte Rudnick an und nutzte die Möglichkeit, mit Hilfe dieser hochkarätigen Lieder – wie etwa dem Hit “Big Yellow Taxi” - aus dem engen Rahmen konventioneller Jazzvokalistik auszubrechen.

Ähnlich delikat musizierte das Duo von Thomas Horstmann (E-Gitarre) und Wolfgang Lindenfelser (Saxofon). Zwischen leisen Balladen und beseelten Improvisationen verstand es Horstmann immer wieder, ein paar elektronische Klangüberraschungen einzubauen.


Auf der Freilichtbühne unter grünem Blattwerk drückten derweil die Louisiana Funky Butts
mächtig auf die Tube. Die Bläsertruppe aus Tübingen/Stuttgart ist auf Spaß und gute Laune aus und brachte das Publikum mit zupackender Blechmusik und rollenden Trommelwirbeln auf die Beine. Mit etwas Fantasie hätte man meinen können, beim Mardi Gras in New Orleans zu sein.

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