Sunday 25 August 2013

FRANZ FERDINAND: Interview mit NICK McCARTHY

Neues Album von FRANZ FERDINAND 

"Wir waren künstlerisch total ausgelaugt!"


Franz Ferdinand kommen gerade mit einem sehr guten neuen Album auf den Markt:  "Right Thoughts, Right Words, Right Action" Pfeilgerade Melodien, kraftvolle Beats, griffige Songs, die sofort auf den Punkt kommen:  keine Schnörkel, kein eitles Rumexperimentieren. Ein rundum gelungenes Popprojekt - äußerst hörenswert!

Nick McCarthy (im Bild vorne links), Gitarrist, Keyboarder und mit Sänger Alex Kapranos einer der beiden Songschreiber von Franz Ferdinand (der übrigens seine Lehrjahre in den 90er Jahren bei der Münchner Weltmusikband Embryo absolviert hat), erzählt im Interview mit Christoph Wagner über die Entstehung der neuen Platte "Right Thoughts, Right Words, Right Action", das beinahe Ende der Band und wie sie sich nach einer Schaffenskrise wieder berappelt haben.


Nach vier Jahren gibt es ein neues Album von Franz Ferdinand. Warum hat es so lange gedauert?

Nick McCarthy: Wir waren nach dem letzten Album zwei Jahren lang fast pausenlos unterwegs, und schon davor hatten wir eine Tour nach der anderen absolviert. Da war es wirklich Zeit für eine Pause! Wir haben ein Jahr Auszeit genommen, weil wir künstlerisch ausgelaugt waren – total leer! Ich hatte keine Lust mehr auf gar nichts. Wir waren nicht einmal sicher, ob es mit der Band weitergehen würde, so ausgebrannt waren wir. Nicht dass wir uns verkracht hätten, wir waren nur einfach froh, uns einmal längere Zeit nicht zu sehen. Ich persönlich habe fast ein halbes Jahr lang keine Musik mehr gemacht. Vom Touren runterzukommen, sich zu regenerieren, ist ein langwieriger Prozeß. Ich war kreativ völlig ausgepumpt. Erst nach Monaten ging es langsam wieder. Ich habe angefangen, ein bisschen Klavier zu spielen. Dann habe ich mich mit meinem Bandkollegen Alex Kapranos getroffen. Ein Jahr lang haben wir an dem neuen Album gearbeitet.

Wir kam das Album zustande?

McCarthy: Alex Kapranos und ich schrieben die Songs. Einer hatte eine Idee, ein paar Akkorde oder einen Chorus, und dann hockten wir zusammen und bastelten einen Song daraus. Die Lieder sind alle auf akustischen Instrumenten entstanden: Lagerfeuerlieder, Sing-Along-Songs!  Das Vorgänger-Album hatten wir dagegen im Studio fabriziert und die Lieder aus Grooves entwickelt. Wir haben damals viel improvisiert und dann am Mischpult die besten Teile zusammengeschnitten und zu Songs zusammengebaut. Es wurde unser experimentelles Album. Dieses Mal wollten wir es anders machen. Wir schrieben zuerst die Songs und machten uns dann mit der ganzen Band ans arrangieren. Sofort gerieten wir wieder ins alte Fahrwasser. Das wollten wir nicht. Da langweilt man sich nur selbst. Irgendwie mussten wir aus diesem Käfig ausbrechen.

Welcher Ausweg bot sich an?

Nick McCarthy: Wir haben mit verschiedenen Co-Produzenten gearbeitet, obwohl wir uns eigentlich dieses Mal selbst produzieren wollten. Einer der Partner waren Hot Chip. Wir stehen auf deren Musik, deshalb bot sich eine Zusammenarbeit an. Joe Goddard und Alexis Taylor kamen ins Studio und wir haben Ideen hin- und hergeworfen. Wir wollten neue Inspiration in unseren kreativen Prozeß einbringen, nicht immer nur im eigenen Saft schmoren.

Gab es einen konkreten Plan für die Produktion?

Nick McCarthy: Nicht wirklich. Wir wollten vor allem nicht die Fehler von früher wiederholen. Bei der Arbeit am letzten Album sind wir eineinhalb Jahre zusammen im gleichen Zimmer gehockt. Das war zu viel. Das wollten wir diesmal vermeiden.



Die Einflüsse auf dem neuen Album reichen weit. Selbst Anklänge an die sechziger Jahre sind auszumachen.

Nick McCarthy: Auf einem Stück setzen wir eine Sitar ein, eine Referenz an die späten Sechziger, was uns aber eher unterbewußt passiert ist - ein ironisches Augenzwinkern. Wir haben diesen Track, das Titelstück der Platte, im Studio von Mark Ralph in Westlondon aufgenommen, auf einem Mischpult, das vom legendären Studioingenieur und Proudzenten Conny Plank aus Deutschland stammt. Ein selbstleuchtender Sticker in Sternenform von Nina Hagen klebt da noch auf einem Kompressor – total verrückt! Mark Ralph rief einen Sitarspieler in der Nachbarschaft an, der gleich vorbeikam.

Der Titel des Albums “Right Thoughts, Right Words, Right Action” kann politisch gedeutet werden. Ist er so gemeint?

Nick McCarthy: Es ist eher eine Art Lebensmotto, das man aber nicht zu Ernst nehmen sollte. Es freut mich, dass der Text zu verschiedenen Interpretationen anregt. Auf dem Albumcover ist der Titel von drei roten Pfeilen unterlegt, die in eine Richtung weisen. Der weiße Pfeil unter dem Bandname zeigt in die entgegengesetzte Richtung. Es ist also alles nicht so eindeutig. Vermeintlich richtige Gedanken, Worte und Taten können sich leicht als falsch erweisen. Das “Richtige” gibt es doch gar nicht.




No comments:

Post a Comment